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Laufen und Achtsamkeit – Du bist einzigartig!

“In meiner Trainerfibel habe ich gelesen, dass Athleten nach dem Lauf Menschen sind.” Das ist ein Zitat aus dem Buch “Als der Himmel uns gehörte” von Charlotte Roth. Seit einiger Zeit wirbelt dieser Satz immer wieder in meinem Kopf herum.

 

Immer öfter werde ich aktuell von Sportlern angesprochen, die sich Gedanken machen. Um ihren Körper, um ihre Ziele, um ihr Training, um ihren Sport und die Frage: „Mache ich es richtig?“

 

Die Menschen, die mich ansprechen, sind oftmals Sportler, die sich unglaublich gerne bewegen. Ich stelle fest, dass sie an ihrem Sport hängen. Dass sie hochmotiviert sind und große Ziele haben. Dass sie das oftmals nicht unerhebliche Trainingspensum seit Jahren durchziehen. Dass sie anfangen, an ihrem Körper, ihren Zielen, ihren Ambitionen, zu zweifeln – weil der Körper ihnen sehr eindeutige Signale sendet: Schmerzen, Müdigkeit, Unlust, Verletzungen… und was der Körper signalisiert, kommt so nach und nach im Kopf an und mündet in Gedanken über das Richtig und Falsch.

 

Da geht es um Fragen wie “Warum stresst mich etwas, das ich doch eigentlich gerne mache?”, “Warum habe ich plötzlich Schmerzen, obwohl ich doch schon Jahre vernünftig trainiere?”, “Warum werde ich trotz des vielen Trainings nicht schneller oder besser?”, “Warum soll ich langsam laufen?”, “Wie komme ich jetzt weiter?”, “Mache ich zu viel oder zu wenig oder etwas Falsches?”, „Was kann ich tun?“ …

 

Und ganz oft höre ich Sätze wie: „Der hat gesagt das funktioniert“, oder „Sie nimmt das auch und das soll total gut sein“, oder „Ich habe gelesen, dass man das so machen soll“.

 

Mich macht das nachdenklich. Athleten sind nach dem Lauf Menschen. Und vor dem Lauf und währenddessen auch. Und jeder Einzelne ist unvergleichlich und ganz besonders.

 

Was ich versuche „meinen“ Sportlern mit auf den Weg zu geben und in unseren Trainings und Trainingsplänen umzusetzen ist, dass es kein einfaches, universell anwendbares Schema gibt, das für jeden Sportler gleichermaßen gilt.

 

Ganz klar gibt es Trainingsprinzipien, die unumstößlich sind. Diese einzuhalten ist meine Aufgabe als Trainerin – aber schon interessant, wie viele der Sportler diese Prinzipien nicht kennen oder “vergessen” haben. Hierzu gehören z. B. Themen wie Trainingsintensität oder Regeneration.

 

Aber ebenso wichtig ist es, dass der Sportler sich seiner Verantwortung für sich selbst und seinen Körper bewusst wird. Nicht alles, was bei dem Trainingspartner funktioniert, ist auch gut für mich. Wenn mein Körper sich mit jeder Faser sträubt Rote-Beete-Saft zu trinken, warum soll ich es dann tun? Weil es bei meinem Mitläufer „funktioniert“? Wenn ich Schmerzen habe, warum soll ich diese ignorieren? Weil die Übung bislang doch immer klappte und der Rest der Gruppe sie doch auch “kann”? Wenn der Spaziergänger denkt „der läuft aber langsam“ (denkt er das denn überhaupt?) – ist das dann Grund genug (schon wieder) schnell zu laufen?

 

Sport ist großartig. Sport entspannt, Sport fordert, Sport hat unglaublich viele gute Auswirkungen auf den Körper und die Seele. Deswegen: Sportelt was das Zeug hält. Aber! Erlaubt Euch Mensch zu sein, mit allen Grenzen die der Körper Euch setzt. Tut das was Ihr tut mit Bedacht. Und genießt es! Macht das, was Euch gut tut und lasst was Euch schadet. Trainiert in enger Absprache mit einem Trainer (der aber auch nicht in Euch reinhören kann und auf Eure Unterstützung angewiesen ist) oder wuselt Euch alleine durch das Informationslabyrinth.

 

Aber bei allem: Geht achtsam mit Euch selbst um. Seid Athleten und seid Menschen!

 

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